Ein Hauch von Afrika wehte vergangene Woche durch die Berufsschule Cham. Auf Einladung von Schulleiter Siegfried Zistler war dort Katrina Kandjii-Black aus Namibia zu Gast. Mit einem bewegenden Vortrag nahm sie die Berufsschüler mit auf eine Reise in ihre Heimat.
Die sympathische Frau vom Stamm der Himba berichtete den interessierten Zuhörern von den politischen Verhältnissen in dem etwa zwei Millionen Einwohner zählenden Land im Süden Afrikas. In der ehemaligen deutschen Kolonie leben weite Teile der überwiegend schwarzen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Allein in der Hauptstadt Windhuk hausen mehr als 130 000 Menschen in engen Wellblechhütten. Wasser sei sehr kostbar und die Leute ernähren sich überwiegend von Maisbrei. Die allgegenwärtige Korruption lähme die Wirtschaft.
Kandjii-Black wurde in einem Dorf in der Kalahariwüste geboren. Sie konnte dem Elend entfliehen, weil ihr eine niederländische Missionarin das Abitur ermöglichte. Über ein Zeitungsinserat wurde sie auf ein Stipendium der EU aufmerksam. Vom Ehrgeiz getrieben setzte sie sich im Aufnahmetest gegen mehrerer Mitbewerber durch. In Trient und Münster studierte sie Europa-Touristik sowie die Sprachen Italienisch und Deutsch. Nach ihrer Rückkehr gründete sie ein eigenes Touristikunternehmen. Mit ihrem Ehemann Sylvester bekam sie zwei Kinder. Derzeit engagiert sie sich in der regierenden SWAPO-Partei und fungiert als Regierungsberaterin und Übersetzerin. Die umtriebige Frau zeigte sich stolz über das Erreichte. Ihre Botschaft lautete „Wissen ist Macht.“ Sie bat daher um Unterstützung für Afrika. Nur wer dort einen Beruf erlerne, könne auch im Alter für sich sorgen. „Die Afrikaner wissen nicht, wie sie mit ihren Rohstoffen umgehen sollen. Sie haben nie etwas anderes gesehen. Es braucht Menschen, die ihnen dieses Wissen vermitteln.“
Matthias Pechtl nahm den Vortrag deswegen zum Anlass, den Schülern die beiden Entwicklungshilfeprojekte der Berufsschule Cham „Child in the sun“ in Tansania und eine Handwerkerschule der Maristen in Ramba (Kenia) vorzustellen. Die Gelder aus der jährlichen Spendenaktion fließen an diese Initiativen. „Öffnet eure Herzen und helft diesen Menschen. Jeder Euro ist es wert“, meinte Zistler, der Kandjii-Black seit eines Urlaubs in Namibia kennt.
Nach Deutschland sei sie diesmal wegen der Hochzeit eines Bekannten und verschiedener Termine bei Verlagen gekommen. Gemeinsam mit dem Schulleiter besichtigte sie zudem die Firma Mühlbauer in Roding. Der Hintergrund: Derzeit gebe es in Namibia kein funktionierendes System für die Passerstellung. China sei aber bereit, dieses kostenlos zur Verfügung zu stellen. Kandjii-Black stelle sich mit ihren Mitstreitern aber massiv dagegen, weil sie letztlich eine große Abhängigkeit vom Reich der Mitte befürchten. Bei Mühlbauer zeigte sie sich begeistert über die Möglichkeiten und das technische Knowhow des Unternehmens auf diesem Gebiet. Sie versicherte, dass sie im Touristik- und Innenministerium von Namibia die Unterstützung aus dem Landkreis Cham vorstellen werde.