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Aktuelles 2019

Rosenberg-Band ist “Gegen das Vergessen unbesungener Helden"

06.11.2019

“Ich sage Menschen, nicht Juden.” Gleich zu Beginn gab Frau Prof. Dr. Erika Rosenberg-Band ihre erste von einigen wichtigen Botschaften an die Berufsschüler weiter: Es sei egal, welche Religion einer habe, welche Nationalität oder welche Hautfarbe - alle Menschen seien gleich.

So widmete Frau Rosenberg-Band einen realitätsgetreuen Vortrag über Emilie, die Witwe von Oskar Schindler, die im Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit ihrem Mann Oskar Schindler über eintausend jüdische Mitbürger vor dem sicheren Tod gerettet hatten. Persönliche Gespräche zwischen Rosenberg-Band und Emilie, Dokumente und auch Aussagen von 22 Überlebenden, welche die Schindlers vor dem Tod bewahrten, stützen ihre Worte. Daraus habe sie die erste Biografie des Ehepaars Schindler geschrieben. Das Interesse an der Geschichte des Ehepaars, das 1200 Juden als Beschäftigte in ihren Firmen in der Nazizeit das Leben rettete, war so groß, dass laut Organisatorin, der kommissarischen Fachbetreuerin für das Fach Deutsch Julia Wingert, am Ende über 170 Berufsschüler den Worten der Professorin lauschten.

Auch berichtete die Professorin aus ihrem eigenen Leben, erzählte, dass der Vater Jurist in Berlin gewesen sei, die Mutter Ärztin in Hamburg. Bis die Gesetze der Nazis Berufsverbote gebracht und die Eltern 1936 zum Auswandern gezwungen hätten. Nur Paraguay und die Dominikanische Republik hätten Flüchtlinge aufgenommen, die USA etwa hätten ein Einreiseverbot für diese Menschen gehabt. Von Paraguay seien die Eltern ein zweites Mal über 1600 Kilometer per Anhalter ohne Spanisch-Kenntnisse weiter nach Argentinien geflohen. Sie fragte die Schüler, wo der Unterschied zu den heutigen Flüchtlingen und ihren Schicksalen sei: “Der Mensch hat noch immer nicht gelernt!”

Berufsschulleiter Siegfried Zistler hatte seine Schüler an die eigene Geschichte und Opfer in ihren Familien erinnert. Zudem schlug er einen Bogen zum aktuellen Anschlag des ebenfalls verblendeten und noch jungen Täters auf eine Synagoge mit über 50 jüdischen Mitbürgern in Halle: Niemand darf einen anderen Menschen wegen seiner Hautfarbe, Religion oder nationalen Zugehörigkeit von der Gesellschaft ausschließen!

Originalbeitrag von Christoph Klöckner: Redakteur der Mittelbayerischen Zeitung. Leicht verändert und gekürzt von Julia Wingert.